ICT Literacy (Medienbildung)

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Fähigkeit, digitale Informations- und Kommunikationstechnologien proaktiv, versiert und reflektiert zum Umgang mit Informationen zu verwenden. Der vom Educational Testing Service (ETS) definierte Begriff dient zur (inter-)national vergleichbaren Messung dieser Fähigkeit.
Dieser Artikel verweist auf folgende weitere Beiträge:
21st Century Skills (Medienbildung), Computer and Information Literacy (Medienbildung), Informationskompetenz (Medienbildung)

Was bezeichnet dieser Begriff?

Information and Communication Technologies Literacy, kurz ICT Literacy, wird im Deutschen übersetzt als 'technologische und informationsbezogene Kompetenzen'. Der Begriff beschreibt die Fähigkeit, digitale Technologien proaktiv, versiert und reflektiert für den Umgang mit Informationen zu verwenden. ICT Literacy wird als bildungspolitischer Begriff verstanden, der vornehmlich der messbaren Vergleichbarkeit des Erfolgs von pädagogischen Maßnahmen in Schulkontexten dient. Er ist daher in Teilkompetenzen untergliedert, deren Beurteilung Aussagen über das jeweilige Kompetenzlevel zulassen sollen. Diese Teilkompetenzen sind an zuvor ausgearbeitete Fähigkeiten der Informationskompetenz angelehnt und wurden dafür entwickelt, internationale Vergleiche zwischen den Fähigkeiten von Schüler_innen herzustellen. Schüler_innen werden so darauf getestet, inwiefern sie durch die Anwendung digitaler (Kommunikations-)Technologien in der Lage sind, "to access, manage, integrate, evaluate, and create information".[1]

Der Begriff der ICT Literacy wird häufig synonym verwendet mit dem Begriff der Computer and Information Literacy (CIL). Beide Begriffe stellen eine Verbindung zwischen technologischen Fähigkeiten des Wissens über die Funktionen von Hard-/Software und informationsbezogenen Fähigkeiten der kritischen und effektiven Nutzung und Einordnung von Informationen her.[2] Sie streben damit ein erweitertes Verständnis von Bildungskonzepten zu digitalen Medien an, das sich nicht allein auf technische Fertigkeiten der Programmierung oder Bedienung beschränkt, sondern auch einen kritischen und proaktiven Umgang mit ihnen fördern soll.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgen auch die 21st Century Skills. Dort wird ICT Literacy als Teilaspekt einer umfassenderen Digital Literacy angesehen, die zum Erwerb der 21st Century Skills notwendig sind.


Woher kommt der Begriff?

Der Begriff der ICT Literacy ist angelehnt an das bereits in den 1970er-Jahren aufkommende Verständnis einer information literacy, zu Deutsch Informationskompetenz. Dieser aus dem Bibliothekswesen entstandene Begriff umfasst Fähigkeiten zur Beschaffung und dem effektiven Umgang mit Informationen in analogen Umgebungen. ICT Literacy erweitert dies um den Umgang mit digitalen Kommunikationsmedien, orientiert sich in den zentralen Aspekten allerdings weiterhin stark an dem Verständnis der Informationskompetenz. Die Begriffskomponente ICT knüpft dabei an die besonders in den 1990er- und 2000er-Jahren kursierende Bezeichnung computerbasierter Technologien an, deren pädagogische Vermittlung hochgradig auf technische Fertigkeiten ausgelegt war. Der Zusatz der Literacy soll auf die Erkenntnis verweisen, dass diese Fertigkeiten nicht ausreichen, um den komplexen Umgang mit den Technologien in einer Gesellschaft zu fördern.

Die erste Definition von ICT Literacy und die Benennung der oben aufgeführten fünf Teilkompetenzen "access, manage, integrate, evaluate, and create information"[3] geht auf die auf standardisierte Prüfungsverfahren spezialisierte amerikanische Organisation Educational Testing Service (ETS) zurück. Im Jahr 2002 veranstaltete ETS ein ICT Literacy Panel mit Vertreter_innen aus pädagogischen, bildungspolitischen und wirtschaftlichen Kontexten.[4] Hier wurde erstmals die Notwendigkeit von pädagogischen Konzepten zu Anwendung von und Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien formuliert. Ausgehend von dem Interesse der veranstaltenden Organisation lag der Fokus des Panels auf der Entwicklung formaler Kriterien der Evaluation zur Herstellung einer internationalen Vergleichbarkeit.

Der Begriff der ICT Literacy ist daher vorrangig mit bildungspolitischen Diskursen zur (internationalen) Messung von Bildungserfolgen verknüpft. Ein Forschungsteam um Martin Senkbeil (Universität Kiel) und Jan Marten Ihme (Universität Göttingen) stellte im Jahr 2013 erstmals ein Testkonzept vor, mit dem die ICT Literacy von Schüler_innen der Sekundarstufe I messbar gemacht werden soll. Dieser "Test zur Erfassung technologischer und informationsbezogener Literacy (TILT)"[5] beruht auf für die Messung von Informationskompetenz bereits operationalisierten Teilfähigkeiten (Anwenden und Verstehen; Erzeugen; Suchen und Organisieren; Bewerten; Kommunizieren) und soll ein Instrument zur Erfassung alltagsbezogener Kompetenzen darstellen.[6] Hier ist anzumerken, dass der von Senkbeil et al. vorgestellte Test als Papier- und Bleistift-Test konzipiert wurde. Die Begründung, dies böte maximale Einsatzfähigkeit und Differenzierungsmöglichkeiten und sei somit als Vorteil anzusehen, kann angesichts der ein Jahr später veröffentlichten, international angelegten und computerbasierten ICILS-Studie in Frage gestellt werden.

Der Begriff der ICT Literacy wird in der Forschungsliteratur zumeist synonym mit dem Begriff der Computer and Information Literacy (CIL) verwendet. Dieser wurde durch die im Jahr 2013 erstmals durchgeführte "International Computer and Information Literacy Study" (ICILS)[7] geprägt und findet sich in der deutschen Forschungsliteratur inzwischen weitaus häufiger als der Begriff der ICT Literacy.


Weiterführende Literatur

  • Eickelmann, Birgit et al. 2019. ICILS 2018 #Deutschland. Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking. Münster/New York: Waxmann.
  • ETS. 2002. Digital transformation. A framework for ICT literacy. Princeton: ETS.
  • Fraillon, Julian et al. 2020. Preparing for Life in a Digital World. IEA International Computer and Information Literacy Study 2018 International Report. Amsterdam: International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IAE). https://doi.org/10.1007/978-3-030-38781-5.
  • Fraillon, Julian et al. 2014. Preparing for Life in a Digital World. The IEA International Computer and Information Literacy Study International Report. Amsterdam: International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IAE). https://doi.org/10.1007/978-3-319-14222-7.
  • Senkbeil, Martin et al. 2013. "Entwicklung und erste Validierung eines Tests zur Erfassung technologischer und informationsbezogener Literacy (TILT) für Jugendliche am Ende der Sekundarstufe I." Zeitschrift für Erziehungswissenschaften (16): 671–691. https://doi.org/10.1007/s11618-013-0446-5.


Quellenverzeichnis

  1. ETS. 2002. Digital transformation. A framework for ICT literacy. Princeton: ETS, S. 2.
  2. Senkbeil, Martin et al. 2013. "Entwicklung und erste Validierung eines Tests zur Erfassung technologischer und informationsbezogener Literacy (TILT) für Jugendliche am Ende der Sekundarstufe I." Zeitschrift für Erziehungswissenschaften (16): 671–691. Aufgerufen am 30.04.2021, https://link.springer.com/article/10.1007/s11618-013-0446-5, S. 672.
  3. ETS. 2002. Digital transformation. A framework for ICT literacy. Princeton: ETS, S. 2.
  4. ETS. 2002. Digital transformation. A framework for ICT literacy. Princeton: ETS.
  5. Senkbeil, Martin et al. 2013. "Entwicklung und erste Validierung eines Tests zur Erfassung technologischer und informationsbezogener Literacy (TILT) für Jugendliche am Ende der Sekundarstufe I." Zeitschrift für Erziehungswissenschaften (16): 671–691. Aufgerufen am 30.04.2021, https://link.springer.com/article/10.1007/s11618-013-0446-5, S. 672.
  6. Senkbeil, Martin et al. 2013. "Entwicklung und erste Validierung eines Tests zur Erfassung technologischer und informationsbezogener Literacy (TILT) für Jugendliche am Ende der Sekundarstufe I." Zeitschrift für Erziehungswissenschaften (16): 671–691. Aufgerufen am 30.04.2021, https://link.springer.com/article/10.1007/s11618-013-0446-5, S. 675f.
  7. Fraillon, Julian et al. 2020. Preparing for Life in a Digital World. IEA International Computer and Information Literacy Study 2018 International Report. Amsterdam: International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IAE). Aufgerufen am 20.04.2021, https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-030-38781-5.

Die erste Version dieses Beitrags wurde von Annabell Blank im Rahmen des Projekts "Digitale Souveränität" am Institut für Medienrecht und Kommunikationsrecht und am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln erstellt.

Zitiervorschlag: Glossar Digitale Souveränität. 2021. „ICT Literacy (Medienbildung).“ https://www.bigdataliteracy.net/glossar/. Zugegriffen am tt.mm.jjjj.