Media Literacy (Medienbildung)

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Im angloamerikanischen Diskurs weitverbreiteter Begriff, der die Fähigkeit beschreibt, beliebige Medienformen, analoge wie digitale, aktiv zu nutzen, zu analysieren, zu bewerten und zu erstellen.
Dieser Artikel verweist auf folgende weitere Beiträge:
21st Century Skills (Medienbildung), Information Literacy (Medienbildung), Netzwerk (Medienwissenschaft)


Was bezeichnet dieser Begriff?

Media Literacy ist ein etablierter und vielgenutzter Begriff im englischsprachigen Diskurs zur Bezeichnung von medienbezogenen Schlüsselfähigkeiten für das 21. Jahrhundert. Er bezieht sich auf alle Medien- und Kommunikationsformen, digitale wie analoge. Der Begriff wird in Verbindung mit Grundannahmen zur aktiven gesellschaftlichen Teilhabe, zur kommerziellen Konstruktion von Medien und zur kulturellen und persönlichen Prägung durch Medien verhandelt. Eine vielzitierte Definition von Media Literacy wurde 1992 auf der National Leadership Conference on Media Literacy am Aspen Institut von den Teilnehmer_innen abgestimmt: "it is the ability of a citizen to access, analyze, and produce information for specific outcomes."[1] Daran anschließend finden sich ähnliche Definitionen von Organisationen und Netzwerken der Medienbildung, wie beispielsweise des Centers for Media Literacy (CML) in Kalifornien:

  • "Media Literacy is a 21st century approach to education.
  • It provides a framework to access, analyze, evaluate and create messages in a variety of forms - from print to video to the Internet.
  • Media literacy builds an understanding of the role of media in society as well as essential skills of inquiry and self-expression necessary for citizens of a democracy."[2].

Die National Association for Media Literacy Education (NAMLE) gibt darüber hinaus noch eine weiter gefasste Definition an: "Media Literacy is interdisciplinary by nature. Media literacy represents a necessary, inevitable, and realistic response to the complex, ever-changing electronic environment and communication cornucopia surrounding us."[3]

Nach dem Kommunikationswissenschaftler James W. Potter basiert Media Literacy auf mehreren fundamentalen Ideen: Bei dem Konzept von Media Literacy handle es sich um ein Kontinuum, nicht um eine Statusbeschreibung. Sie müsse stetig gefördert und weiterentwickelt werden, sei multi-dimensional, da sie kognitive, emotionale, ästhetische und ethische Dimensionen einschließt und diene weiterhin dazu, mehr Kontrolle über das Verständnis und die Interpretation von medialen Botschaften zu erlangen.[4]

Woher kommt der Begriff?

Erste institutionalisierte Bestrebungen zur Förderung von Media Literacy finden sich seit den 1970er Jahren in Nordamerika beispielsweise durch die kanadische Association for Media Literacy (AML). In den USA wurde zu Beginn der 1990er Jahre der Begriff Media Literacy als besonders schwierige Herausforderung angesichts massenmedialer Durchdringung und der Kommerzialisierung in dem "Report of The National Leadership Conference on Media Literacy"[5] benannt. In diesem Bericht werden fünf Grundannahmen aufgezählt, die von 'media educators' in unterschiedlichen Projekten und Medienbereichen geteilt werden und den Begriff Media Literacy damit prägen:

  1. Medien sind konstruiert und konstruieren Realität.
  2. Medien haben kommerzielle Implikationen.
  3. Form und Inhalt sind in jedem Medium aufeinander bezogen. Jedes Medium besitzt seine eigene Ästhetik, seinen eigenen Code und seine eigenen Konventionen.
  4. Mediennutzer_innen verhandeln Bedeutungen in den Medien.[6]

Aktuell wird der Begriff, der aus der medienkulturkritischen Auseinandersetzung mit den (analogen) Massenmedien (Fernsehen, Print-Medien) entstammt, auf digitale Anwendungszusammenhänge ausgeweitet und international mit weiteren Literacy-Begriffen (insbesondere Information Literacy und Digital Literacy in der Förderung verschränkt, wie beispielsweise die globale Media and Information Literacy Initiative der UNESCO. Der Begriff der ML hat sich in einem anderen diskursiven Zusammenhang entwickelt als die deutschsprachige Medienkompetenz. Der Begriff der Media Literacy hat sich in einem anderen diskursiven Zusammenhang entwickelt als der deutschsprachige Begriff der Medienkompetenz.

Weiterführende Literatur

  • Aufderheide, Patricia. 1992. A Report of The National Leadership Conference on Media Literacy. Queenstown: The Aspen Institute Wye Center, 7.-9. Dezember 1992. Washington, D.C.: The Aspen Institute. Aufgerufen am 05.07.2021, https://files.eric.ed.gov/fulltext/ED365294.pdf.
  • Buckingham, David. 2007. "Digital Media Literacies: rethinking media education in the age of the Internet." Research in Comparative and International Education Volume 2, Number 1: 43-55. https://doi.org/10.2304/rcie.2007.2.1.43.
  • Bulger, Monica und Patrick Davison. 2018. "The Promises, Challenges and Futures of Media Literacy." Journal of Media Literacy Education 10( 1): 1 - 21. https://digitalcommons.uri.edu/cgi/viewcontent.cgi?referer=&httpsredir=1&article=1365&context=jmle.
  • Hobbs, Renee. 2010. Digital and Media Literacy: A Plan of Action. Washington DC: Aspen Institute and Knight Foundation.
  • Potter, James W. 2013. Media Literacy. Los Angeles et al: Sage.

Quellenverzeichnis

  1. Aufderheide, Patricia. 1992. A Report of The National Leadership Conference on Media Literacy. Queenstown: The Aspen Institute Wye Center, 7.-9. Dezember 1992. Washington, D.C.: The Aspen Institute. Aufgerufen am 05.07.2021, https://files.eric.ed.gov/fulltext/ED365294.pdf, S. 6.
  2. Center for Media Literacy. o.D. "What is Media Literacy? A Definition...and more." medialit.org. Aufgerufen am 05.07.2021, https://namle.net/resources/media-literacy-defined/.
  3. Center for Media Literacy. o.D. "What is Media Literacy? A Definition...and more." medialit.org. Aufgerufen am 05.07.2021, https://namle.net/resources/media-literacy-defined/.
  4. Potter, James W. 2013. Media Literacy. Los Angeles et al: Sage.
  5. Aufderheide, Patricia. 1992. A Report of The National Leadership Conference on Media Literacy. Queenstown: The Aspen Institute Wye Center, 7.-9. Dezember 1992. Washington, D.C.: The Aspen Institute. Aufgerufen am 05.07.2021, https://files.eric.ed.gov/fulltext/ED365294.pdf.
  6. Aufderheide, Patricia. 1992. A Report of The National Leadership Conference on Media Literacy. Queenstown: The Aspen Institute Wye Center, 7.-9. Dezember 1992. Washington, D.C.: The Aspen Institute. Aufgerufen am 05.07.2021, https://files.eric.ed.gov/fulltext/ED365294.pdf, S. 10.

Die erste Version dieses Beitrags wurde von Harald Gapski im Rahmen des Projekts "Digitale Souveränität" erstellt.

Zitiervorschlag: Glossar Digitale Souveränität. 2021. „Media Literacy (Medienbildung).“ https://www.bigdataliteracy.net/glossar/. Zugegriffen am tt.mm.jjjj.