Glossar Digitale Souveränität

A German-language glossary with selected terms on the educational requirements for a sovereign and self-determined life in the digital world. Glossary entries are explained from different perspectives: media studies, media education, media economics and law studies.

Ein Glossar mit Begriffen zu den Bildungsanforderungen für ein souveränes und selbstbestimmtes Leben und Handeln in der digitalen Welt. Hervorgegangen aus dem Projekt Bildung für eine digitale Souveränität (mehr dazu…), werden in diesem Glossar relevante Begriffe aus mehreren Perspektiven erläutert:

Medien-
wissenschaft

Medien-
bildung

Rechts-
wissenschaft

Medien-
ökonomie

A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  XYZ  0-9

A

Advertising Literacy

Die Fähigkeit, kommerzielle Werbung von anderen Vermittlungsformaten zu unterscheiden und ihren Zweck zu verstehen. Förderung von Advertising Literacy, oder Werbekompetenz, wird derzeit besonders im Schulbereich in Bezug auf Smartphone-Nutzung und Online-Computerspiele gefordert.

AI Literacy

Im englischsprachigen Sprachraum verbreiteter Begriff zur Bezeichnung von individuellen Kompetenzen im Umgang mit KI-Technologien. Die Forschung konzentriert sich auf die effiziente Einübung dieser Kompetenzen im Bildungswesen mit dem Ziel, Verständnis und Fertigkeiten im Umgang mit künstlichen Intelligenzen des Alltags zu generieren.

Algorithmic Literacy

Das Verständnis und die Kenntnis darüber, wie Algorithmen arbeiten, wo sie eingesetzt werden und welche Annahmen, Verzerrungen und Vorurteile ihnen zugrunde liegen. Zudem die Fähigkeit und Bereitschaft, die Effekte von Algorithmen auf das soziale Miteinander und die Gesellschaft zu thematisieren.

Algorithmisches Denken

Im engeren Sinne die kognitive Kompetenz zur strukturierten Lösung von Problemen, bei der ein Algorithmus als Handlungsvorschrift erarbeitet wird, im weiteren Sinne Teil der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen, bei denen auch ein Bewusstsein für algorithmische Prozesse und deren soziale Folgen gefördert werden soll.

Algorithmisches Entscheiden

Begriff im Kontext der neuen Datenschutzverordnung der Europäischen Union zur Beschreibung automatisierter und von Computern ausführbarer Befehlsfolgen, die zu einer Entscheidung führen, bei der im engeren Sinne kein Mensch involviert war, die aber im weitesten Sinne durch vorherige Programmierung durch Menschen erst ermöglicht wurde.

Algorithmisches Entscheiden

Handlungsprozesse, denen Entscheidungen zugrunde liegen, bei deren Findung sowohl Algorithmen als auch Menschen beteiligt waren. Nach einem weiten medienwissenschaftlichen Verständnis sind Entscheidungen in digitalen Umgebungen immer algorithmisch gestützt.

Algorithmus

Eine wohl definierte Rechenvorschrift, die bestimmte Eingabegrößen in Ausgabegrößen umwandelt und zur Lösung von mathematischen Problemstellungen dient. Alle in einem Computerprogramm ablaufenden Prozesse basieren auf Algorithmen.

Anonyme Äußerung

Das kommunikative Verhalten einer individuellen Person ohne Namensnennung oder sonstige identifizierende Kennzeichen. Das Recht, Äußerungen anonym zu verbreiten, ist Bestandteil des Rechts auf freie Meinungsäußerung.

Aufmerksamkeitsökonomie

Funktionsweise und strukturierendes Merkmal spätkapitalistischer Gesellschaften, gemäß derer die Aufmerksamkeit von Individuen zu einer primären Wertquelle wird. In der Aufmerksamkeitsökonomie konzentrieren sich Produktivkräfte auf die möglichst konstante und anhaltende Bündelung von Aufmerksamkeit der Nutzer_innen auf die eigenen Medieninhalte.

B

Big Data

Sammelbegriff für technische Verfahren zur Erfassung, Speicherung und Analyse vielfältiger und sehr großer digitaler Datenmengen. Verweist außerdem auf utopische sowie dystopische Rhetoriken zur Auswertung großer Datensätze.

Black Box

Ein Teil eines Systems, dessen Entscheidungen nicht direkt nachvollzogen, sondern nur von außen beobachtet werden können, wird als Black Box bezeichnet. Algorithmische Black Boxes bezeichnen Grenzen für die Transparenz programmierter, technischer Abläufe.

C

Computational Thinking

Eine kognitive Strategie zur Lösung komplexer, realweltlicher Probleme, die auf der informatischen Modellierung und Strukturierung einzelner Aspekte basiert.

Computer and Information Literacy

Von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) eingeführter Begriff zur standardisierten Erfassung von Fähigkeiten des rezeptiven und produktiven Umgangs mit Computern und digitalen Informationen.

Creative Data Literacy

Zugang und Fähigkeit, ohne großes technisches Vorwissen Daten lesen, analysieren und bearbeiten zu können. Zur Erlangung dieser Fähigkeit können nach Catherine D’Ignazio spielerische, niedrigschwellige und zielgruppengerechte Methoden eingesetzt werden, um den Einzelnen im Umgang mit Daten handlungsorientiert zu ermächtigen.

Critical (Big) Data Literacy

Das Bewusstsein und Verständnis davon, wie Daten gesammelt und verwendet werden, welche langfristigen Auswirkungen Datensysteme auf unsere Gesellschaft haben und welche Risiken und Problematiken mit dieser ‚Datafizierung‘ einhergehen. Außerdem ein mündiger Umgang mit digitalen Technologien und dem Internet.

D

Data Infrastructure Literacy

Fähigkeit, im Umgang mit Daten nicht nur auf technische oder numerische Aspekte zu achten, sondern auch die an der Erzeugung und Verarbeitung von Daten beteiligten Machtpositionen und Infrastrukturen kritisch zu reflektieren.

Data Literacy

Die Fähigkeit, Daten zu verstehen und aktiv und konstruktiv zu nutzen, wie sie besonders im Zusammenhang mit digitalen Umgebungen und dem Internet notwendig wird.

Datafizierung

Datenfizierung, Datafizierung oder Datafication bezeichnet Veränderungen verschiedener Art, die mit der Ausweitung von Datenerhebungsverfahren auf zahlreiche Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens und der individuellen Lebensgestaltung einhergehen.

Daten

Als Daten werden Informationen bezeichnet, die einer weiteren Bearbeitung zugänglich oder für diese bestimmt sind. Sehr oft legt der Begriff nahe, dass Daten numerische, objektiv nachprüfbare Abbildungen einer empirischen Realität seien.

Datenschutz

Rechtlicher Schutz der Privatsphäre einer Person im Hinblick auf automatisierte und computerisierte Zugriffe auf die eigenen personenbezogenen Daten durch unbefugte Dritte. Die Grundlage für den Datenschutz in Deutschland bildet die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Datensouveränität

Autonomer Zustand einer von Datenerhebung betroffenen Person oder auch Organisation, die aufgrund von erlernten persönlichen Fähigkeiten und Kenntnissen, ggf. aber auch durch datenschutzrechtliche Regulierung und infrastrukturelle Voraussetzungen in der Lage sein soll, informierte und reflektierte Entscheidungen über die Nutzung ihrer Daten durch andere zu treffen. Der umstrittene Begriff nimmt in verschiedenen politischen und ökonomischen Strategien stark divergierende Bedeutungen an.

Digital Competence

Von der Europäischen Kommission entworfenes länderübergreifendes Konzept zur Standardisierung von Digitalkompetenzen (DigComp). Der dem Konzept beigefügte Referenzrahmen dient der Selbsteinschätzung des eigenen Wissens und eigener Fähigkeiten im Bereich des Digitalen.

Digitale Kompetenz

Bündel von Fähigkeiten, das Nutzer_innen digitaler Technologien zu einem kenntnisreichen, kritischen, strukturierten, verantwortungsvollen und kreativen Umgang mit digitalen Medien befähigt. Gemeint sind dabei technische Fertigkeiten sowie das eigenständige und verantwortungsvolle Zurechtfinden in digitalen Umgebungen.

Digitale Mündigkeit

Die Fähigkeit, digitale Anwendungen souverän und selbstbestimmt zu nutzen sowie mit ihnen die gesellschaftliche Verantwortung der politischen Teilhabe wahrnehmen zu können.

Digitale Resignation

Digitale Resignation bezeichnet einen Zustand, in dem sich Individuen dauerhaft außerstande fühlen, die Verwendung ihrer personenbezogenen Daten durch Organisationen so zu kontrollieren, wie sie es wollen.

Digitale Resilienz

Die individuelle oder institutionelle Fähigkeit, technische Funktionen von digitalen Medien proaktiv, reflektiert, innovativ und kritisch für die eigenen Zwecke nutzbar zu machen, statt sie allein als Belastung zu erfahren.

Digitale Selbstbestimmung

Ausprägung der allgemeinen Selbstbestimmung, bei der sich eine Person im Rahmen ihres Interesses an einer freien Persönlichkeitsentfaltung dazu ermächtigt sieht, im Kontext des Einsatzes digitaler Technologien und Medien reflektierte Entscheidungen zu treffen, eigene Handlungsentwürfe umzusetzen und Verantwortung für diese zu übernehmen.

Digitale Selbstverteidigung

Verschiedene defensive und offensive Strategien sowie Praktiken des Einzelnen zur Abwehr unerwünschter digitaler Datenerfassung oder Überwachung sowie zum Schutz gegen Cyberkriminalität mithilfe technischer Werkzeuge. Der Begriff wird in den drei Disziplinen Medienbildung, Medienwissenschaft und Rechtswissenschaft unterschiedlich rezipiert.

E

Echokammer

Wertende Metapher für einen Verstärkungseffekt im sozialen Raum, bei dem Personen vor allem diejenigen Nachrichten und Informationen nutzen, die ihrer eigenen Meinung und Gesinnung entsprechen. Beschreibt einen Zusammenhang, in dem der Informationsaustausch hauptsächlich zwischen Personen geschieht, die einander besonders ähnlich sind. Echokammern in Sozialen Medien sind laut einigen Wissenschaftler_innen eine der größten Herausforderungenen für heutige Demokratien, weil sie zur Fragmentierung der Gesellschaft und damit zu einer Polarisierung politischer Diskurse beitragen.

F

Filterblase

Metapher zur Beschreibung individualisierter digitaler Umgebungen, in die lediglich solche Informationen gelangen, die dem algorithmisch erstellten Persönlichkeitsprofil der jeweiligen Nutzer_innen und damit deren vermeintlichen Vorlieben, Interessen und persönlichen Einstellungen entsprechen. Laut Vertreter_innen dieser These sorgen Filterblasen für eine informationelle Isolierung und Fragmentierung der im Internetzeitalter lebenden Individuen.

Filtersouveränität

Informationsethisches Konzept von Michael Seemann, das die selbstbestimmte Organisation, das heißt Auswertung und Selektion bezeichnet, durch die aktive Nutzer_innen im Internet die von ihnen rezipierten Informationen mithilfe von technischen Filtern einschränken. Filtersouveränität sei als Gegenentwurf zur rechtlichen Kontrolle von Datenflüssen zu betrachten, wie sie beispielsweise im Datenschutz praktiziert werde.

G

Gefährder

Als Gefährder[1] bezeichnet man im Polizei- und Strafverfahrensrecht Personen oder Organisationen, bei denen ein begründeter Anlass zu der Befürchtung besteht, dass sie Straftaten oder Rechtsverletzungen begehen werden. Im Bürgerlichen Recht (Zivilrecht) dient der Begriff der Zuordnung von Verantwortlichkeiten für Rechtsverletzungen zu Personen, die eine Risikoquelle schaffen oder unterhalten (Gefährdungshaftung).

Graphensouveränität

Graphensouveränität bezeichnet die Macht, die Plattformen ausüben können, indem sie große Mengen von Daten zusammenführen und mithilfe mathematischer Netzwerkanalyseverfahren in relativ leicht operationalisierbares Wissen über die Nutzer_innen umsetzen.

H

Homophilie

Begriff aus der Modellierung von Netzwerken, der ein allgemeines Prinzip beschreibt, wonach Ähnlichkeit die Herstellung von Verbindungen zwischen Knoten in Netzwerken begünstigt. In sozialen Netzwerken beschreibt sie eine entsprechende psychosoziale Tendenz von Individuen, Kontakte mit anderen Individuen zu pflegen, die ihnen in möglichst vielen Merkmalen ähneln.

I

ICT Literacy

Fähigkeit, digitale Informations- und Kommunikationstechnologien proaktiv, versiert und reflektiert zum Umgang mit Informationen zu verwenden. Der vom Educational Testing Service (ETS) definierte Begriff dient zur (inter-)national vergleichbaren Messung dieser Fähigkeit.

Information Literacy

Im englischsprachigen Sprachraum verbreiteter Begriff zur Bezeichnung von Fähigkeiten zum problemlösungs- und prozessorientierten Umgang mit Informationen und ihren Trägermedien. Die Operationalisierung und Anwendung erfolgte insbesondere durch Akteure aus dem bibliothekarischen Bereich.

Informationelle Freiheitsgestaltung

Vom Deutschen Ethikrat entwickeltes Konzept zur Beschreibung eines transparenten und gesellschaftlich verantwortungsvollen Umgangs mit personenbezogenen Daten durch datensammelnden Institutionen und Unternehmen sowie der dazugehörigen und dafür notwendigen selbstbestimmten Preisgabe dieser Daten durch Datengeber_innen.

Informationelle Selbstbestimmung

Zentrales Persönlichkeitsinteresse, das auf dem aufklärerischen Ideal persönlicher Autonomie und Freiheit aufbaut und im Kontext der Preisgabe und Verwendung personenbezogener Daten relevant wird.

Informationelle Selbstbestimmung

Das Recht jeder Person, selbst über die Preisgabe und Verwendung der eigenen personenbezogenen Daten zu bestimmen. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung soll gewährleisten, dass auch unter den Bedingungen elektronischer Datensammlung und -speicherung das Grundrecht der Bürger_innen auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit unangetastet bleibt.

Informationskompetenz

Fähigkeit, zur Lösung eines bestimmten Problems relevante Informationen zu ermitteln, zu beschaffen, dann die gefundenen Informationen zu bewerten und sie souverän und effektiv für die gesellschaftliche Teilhabe zu nutzen. Eine große Bedeutung bei der begrifflichen Fassung und Förderung von Informationskompetenz haben Bibliotheken.

Informationszugang

Informationszugang ist die (auch rechtlich durchsetzbare) Möglichkeit, die Herausgabe von Wissen von einem anderen, typischerweise einer staatlichen Stelle, zu beanspruchen. Freiheit des Informationszuganges ist in Deutschland und der Europäischen Union der Grundsatz. Er kann jedoch in begründeten Fällen zum Schutz bestimmter Informationen verweigert werden.

J

K

Kontrollverlust

Kontrollverlust beschreibt eine Erfahrung, bei der Instanzen, die über Datensammlungen Kontrolle ausüben sollen, mit unabsehbaren Konsequenzen der Datensammlung konfrontiert sind.

Künstliche Intelligenz

Forschungsfeld in der Informatik und technologisches Anwendungsfeld zur Automatisierung als intelligent angesehenen Verhaltens im Sinne einer selbstständigen und effizienten Problemlösung durch Maschinen.

L

M

Media Literacy

Im angloamerikanischen Diskurs weitverbreiteter Begriff, der die Fähigkeit beschreibt, beliebige Medienformen, analoge wie digitale, aktiv zu nutzen, zu analysieren, zu bewerten und zu erstellen

Medienkompetenz

Bündel von Wissen und Fertigkeiten zum kritischen, reflektierten und sozial verantwortungsbewussten Umgang mit analogen und digitalen Medien. Medienkompetent zu handeln bedeutet auch, gesellschaftliche Werte wie Selbstbestimmung und persönliche Entfaltung als Voraussetzung und Bedingung für das Handeln mit Medien anzuerkennen.

Medienkompetenz

Im pädagogischen Diskurs entwickelter Begriff zur Beschreibung von Kompetenzen zum kritischen, selbstbestimmten, kreativen, teilhabenden und sozial verantwortlichen Umgang mit Medien, der juristisch bislang nicht eindeutig definiert wurde.

Mediale Kontrolle

Mediale Kontrolle bezeichnet die Ausübung von Macht über Medien durch Medien, insbesondere die Intervention in Mediengebrauch etwa durch Zensur, den gesteuerten Mediengebrauch etwa durch Propaganda oder den observierten Mediengebrauch etwa unter Überwachung.

Medienkritikfähigkeit

Medienkritikfähigkeit ist eine zentrale und notwendige Teildimension von Medienkompetenz. Erst durch Reflexion, kritisches Denken und vorhandenes Hintergrundwissen über mediale und digitale Zusammenhänge sind souveränes Handeln und verantwortliche Teilhabe möglich.

Medienmündigkeit

Medienmündigkeit bezeichnet das Vermögen eines Individuums, Medien so zu nutzen, dass seine Fähigkeit zu selbstbestimmtem Handeln und autonomem Denken nicht beeinträchtigt wird. Medienmündigkeit ist ein wichtiger Begriff in der Mediensuchtprävention.

Meinung

Rechtswissenschaftlicher Fachbegriff, der eine menschliche Äußerung meint, die eine Stellungnahme, Wertung oder allgemein eine subjektive Einschätzung beinhaltet. In der deutschen Rechtsprechung steht im Zusammenhang mit dem Begriff der Meinung meist das Recht der freien Meinungsäußerung, das ein Menschenrecht ist.

Meinungsvielfalt

Meinungsvielfalt bezeichnet einen Zustand, in dem möglichst zahlreiche im öffentlichen Diskursraum vorhandene Ansichten und Informationen verfügbar sind und jede Person chancengleich an dem dadurch begründeten Kommunikationsprozess teilhaben kann.

N

Netzwerk

Der Netzwerkbegriff wird vieldimensional und teils metaphorisch zur Beschreibung von physischen, natürlichen und kulturellen Verbindungen, von verbindenden kulturellen Praktiken, von diagrammatischen und mathematischen Modellen aus Knoten und Kanten sowie von den charakteristischen Organisationsformen der modernen oder postmodernen Gesellschaft eingesetzt.

O

Öffentlichkeit

Der umstrittene Begriff der Öffentlichkeit wird meist zur Bezeichnung des modernen bürgerlichen Ideals einer allgemein aktiv wie passiv zugänglichen, gemeinschaftsbildenden und kritischen Kommunikationsform verwendet, die für demokratische Gesellschaften notwendige Funktionen erfüllt und sich zugleich von dem privaten ebenso wie dem staatlichen Kommunikationsbereich unterscheidet.

Online-Aktivismus

Online-Aktivismus bezeichnet Protestformen im Internet oder Aufrufe zu Protesten mithilfe von Internettechnologien wie Social Media. Diese politisch motivierten Handlungen dienen in der Regel dem Vorhaben, Änderungen an herrschenden Verhältnissen anzustoßen.

Online-Privatheitskompetenz

Nach Philipp Masur et al. ein mehrdimensionales Begriffskonzept, das faktisches Wissen über rechtliche, technische, ökonomische und gesellschaftliche Aspekte von Online-Privatheit mit dem prozeduralen Wissen über Strategien der Privatheitsregulation zusammenführt. Der Erwerb von Online-Privatheitskompetenz wird anhand eines zeitlichen Stufenmodells beschrieben.

P

Personenbezogene Daten

Informationen wie zum Beispiel Geburtsdatum, Name, Wohnort oder Kontoverbindung, die auf eine bestimmte natürliche Person zurückverfolgt werden können. Je mehr personenbezogene Daten von einer Person zur Verfügung stehen, desto leichter kann ein adäquates Persönlichkeitsprofil der betreffenden Person erstellt werden.

Plattformneutralität

Von Michael Seemann formuliertes politisches Ideal, das allen Menschen gleichermaßen freien Zugang zu gesellschaftsrelevanten Plattformen und dadurch uneingeschränkte Teilhabe an gesellschaftlichem Austausch zusichert. Als öffentlicher Raum müsse demzufolge insbesondere im Internet Neutralität politisch gewährleistet werden.

Plattformsouveränität

Fähigkeit digitaler Plattformen, eigenständig und unabhängig über potenzielle Verbindungen und Schnittstellen ihrer Anwendung zu entscheiden, zu bestimmen, auf welche Weise Nutzer_innen auf ihnen interagieren, und diese Einstellungen jederzeit zu ändern.

Populismus

Als Populismus wird eine politische Kommunikationsform bezeichnet, die für sich in Anspruch nimmt, direkt für das Volk und zum Volk zu sprechen und so Regierung und herrschende Eliten zu umgehen. Als Kampfbegriff ist ‘Populismus’ meist negativ konnotiert und legt nahe, dass dieser Anspruch vorgetäuscht wird und die Kommunikation die Adressierten täuschen soll.

Privatheit

Durch das allgemeine Persönlichkeitsrecht begründetes Recht eines Individuums auf Persönlichkeitsentfaltung in einem geschützten, der Öffentlichkeit typischerweise nicht zugänglichen Bereich. Der Rechtssphäre der Privatheit steht der Begriff der Öffentlichkeit gegenüber.

Propaganda

Von politischem oder ökonomischem Interesse geleitete mediale Strategien, bei denen eine konzertierte Kommunikation kollektive Handlungsweisen steuern soll.

Q

R

S

Safe Space

Safe Spaces sind Schutzräume, in denen insbesondere marginalisierte und vulnerable Gruppen untereinander kommunizieren oder Inhalte konsumieren können, ohne Diskriminierung oder (Re-)Traumatisierung zu erfahren.

Social Media Literacy

Social Media Literacy bezeichnet ein Bündel aus Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen, die den Umgang mit sogenannten sozialen Medien betreffen. In verschiedenen medienpädagogischen Strömungen wird Social Media Literacy unterschiedlich aufgefasst.

Störer

Eine natürliche oder juristische Person, die willentlich einen ursächlichen Beitrag zur Rechtsverletzung einer anderen Person geleistet hat, ohne dabei selbst Täter[1] oder Teilnehmer[2] zu sein. In Internetkontexten wird der Begriff des Störers[3] für Haftungsfragen von Plattformbetreiber_innen relevant.

T

Transparenz

Transparenz bezeichnet einen Zustand der Nachvollziehbarkeit oder Erkennbarkeit von Inhalten, Prozessen, Ergebnissen und der Identifizierbarkeit von inhaltlich Verantwortlichen mithilfe von Informationen, welche eine in der Regel durch Rechtsnormen verpflichtete natürliche oder juristische Person zur Nutzung bereitgestellt hat.

U

Überwachung

Überwachung ist ein Machtgefüge der Beobachtung, Kontrolle und Beeinflussung von Individuen aus politischem oder ökonomischem Interesse. Sie geschieht ausschnitthaft oder auch allgegenwärtig und ist oft institutionalisiert und technisch gestützt. In Diskursen zur Überwachung werden meist Aspekte des Persönlichkeitsrechts, insbesondere Fragen der informationellen Selbstbestimmung relevant.

V

U

V

W

XYZ

Zensur

Zensur meint den Ausschluss kommunikativer Optionen durch eine externe Instanz, deren Legitimität strittig ist. Der Begriff wird in der Regel im öffentlichen Diskurs als Kampfbegriff verwendet.

Zensur

Bezeichnet im rechtswissenschaftlichen Gebrauch einschränkende Maßnahmen wie das förmliche Verfahren einer Prüfung und Genehmigung von Inhalten durch den Staat vor der Veröffentlichung eines Werkes, das erst im Anschluss an diese staatlichen Maßnahmen veröffentlicht werden darf.

0-9

21st Century Skills

Sammelbegriff für Fähigkeiten, die im 21. Jahrhundert durch den gesellschaftlichen Wandel und die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) an Bedeutung gewinnen werden. In US-amerikanischen Rahmenkonzepten wurden darunter seit Beginn der 2000er Jahre übergreifend Fähigkeiten zur Zusammenarbeit, zur Kommunikation, soziale und kulturelle Kompetenzen sowie insbesondere ‘ICT literacy’, meist auch Kreativität, kritisches Denken und Problemlösefähigkeiten gebündelt.